Thomas Strobl

Thomas Strobl

Ein begnadeter Handwerker und inspirierter Maler

Thomas Strobl schöpft aus einer langjährigen Praxis als Maler, den nicht allein eine an der gesehenen „Realität“ orientierte Kunst fasziniert, sondern der sich schon früh auch der Fotografie bediente, um diese zu „transformieren“. So schrieb bereits 1996 Rudolf Wojta zu dieser Form der künstlerischen Praxis: „Strobl benutzt die Fotovorlage nicht als Werkzeug, um der Wirklichkeit möglichst perfekt zu entsprechen, sondern wegen der Distanz zur Wirklichkeit, die durch den fremden Blick – nämlich den des Fotografen – entsteht.“ Indem die malerische „Wiedergabe“ dieses fremden fotografischen Blicks sichtbare Spuren ihrer Übersetzung hinterlässt, wird diese Distanz wahrnehmbar, zugleich aber vermag der malerische Anteil, d. h. die (dezente) Verfremdung des Vor-Bilds eine Erweiterung des Assoziationsspektrums zu bewirken, indem sie einen „poetischen Raum“ der Unschärfe schafft"
Lucas Gehrmann, Wien 2011

Interview mit Thomas Strobl:

GGR:
Sie haben hunderte (tausende) Fußballfans gemalt. Sind Sie selber einer?
Strobl:
Ich wurde erst durch das Malen der Bilder mit dem Fanvirus infiziert. Ich war als Kind eher unsportlich und hatte auch keinen Vater, der mich auf den Platz mitgenommen hätte. Bis zum Start des Projektes habe ich Fußball und Fans nur aus der letzten Reihe wahrgenommen.
GGR:
Aber warum haben Sie sich dann so intensiv mit diesem Thema beschäftigt?
Strobl:
Mich haben die Bilder von Fangruppen inspiriert. Manche dieser Bilder erinnerten mich an Gemälde von alten Meistern, die etwa Szenen der französichen Revolution zeigen. In einer Diskussion mit Gernot Rammer kamen wir auf die Idee das Thema in einem Kunstzyklus aufzugreifen. Seitdem beschäftige ich mich quasi rund um die Uhr mit der Fankultur.
GGR:
Braucht ein Künstler, der sich mit Fankulturen auseinandersetzt nicht auch eine gewisse Leidenschaft für das Spiel?
Strobl:
Eugène Delacroix, der die berühmte Revolutionsszene gemalt hat, war ja auch kein Aktivist der französischen Revolution. Ich sehe in erster Linie Strukturen, Formen, Farben, Körper und natürlich Gesichter. Das was ich sehe, interpretiere ich mit Pinsel und Farbe.
GGR:
Ihre Bilder zeigen sehr detailreich die Atmosphären von Fankurven. Wie motiviert sich ein Künstler so einen aufwändigen Zyklus zu malen?
Strobl:
Ganz einfach von Strich zu Strich und von Bild zu Bild. Ich arbeite mich an den Bildern ab. Ich arbeite quasi vom Ergebnis her. Und das ist halt erst dann fertig, wenn es soweit ist. Im Idealfall komme ich beim Malen in einen meditativen Zustand. Und die Arbeit ermöglicht mir, hunderte Stunden Musik zu hören. Die begleitet mich eigentlich ständig.
GGR:
Nach welchen Kriterien haben Sie die Motive für Ihre Bilder ausgewählt?
Strobl:
Das war eigentlich immer ein Diskussionsprozess mit Gernot Rammer. Wir haben uns immer wieder abgestimmt, auch weil wir die Heterogenität der Ausdrucksformen in der Auswahl der Motive widerspiegeln wollten.

Die Menschenmasse als malerische Herausforderung wird mich wohl noch länger beschäftigen.
So beschreibt sich der Künstler Thomas Strobl selbst.

Schnell skizziert

Geboren
1967 in Linz

Ausbildung
1989-94 Studium der Malerei an der HfG, Linz

Leben
(Auszug), Ausstellungen, Filmvorführungen, u.a. Galerie Thiele, Galerie Paradigma, Stadtmuseum Linz, Schloss Lamberg, Atelier Heumann, Wien, 2008-12: „fair – Zeitung für Kunst und Ästhetik, Wien – Berlin"…

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